Herbst - Zeit des Loslassens - ein Farbenspiel

 

Irgendwie kam der Herbst in diesem Jahr schneller als erwartet. Ich hatte mich noch gar nicht darauf eingestellt. War noch völlig im Sommer gefangen. Es gab selbst im September und Oktober noch so viele sonnige und warme Tage. Ich wollte den Sommer einfach noch nicht gehen lassen.

Dann plötzlich purzelten die Temperaturen. Die Blätter färbten sich ziemlich schnell in den herrlichsten Farben bunt und fielen von den Bäumen. Trübe Tage machen melancholisch. Die Natur kommt zur Ruhe. Sie macht es uns vor. Doch wenn ich mich umsehe, hetzen nach wie vor die Menschen durch den Tag. Ständig bestrebt, irgendwie Ihre ganzen to do´s abzuarbeiten. 

Anfangs habe ich mich davon noch anstecken lassen. Vielleicht, weil ich im Moment ohnehin ziemlich aufgewühlt bin. Mein ganzes Inneres ist aus den Fugen geraten. Die letzten anderthalb Jahre waren mega herausfordernd. Für uns alle. Und es hört noch immer nicht auf. Eine Zeit der Veränderung. Auf mich wirkt alles zerrissen. Irgendwie leben wir in einer "Zwischenzeit". Das Alte ist unwiederbringlich vorbei und das Neue ist noch längst nicht da. "Zwischenzeit" macht unsicher. Menschen reagieren gereizter und empfindlicher, als unter ruhigeren Bedingungen. Zum Beispiel neulich im Einkaufsmarkt. Ich möchte mir einen Wagen nehmen. Plötzlich schreit mich eine ältere Dame an, das wäre ihr Wagen. Sie habe ihn schließlich schon desinfiziert. Sie schnappte sich den Wagen und marschierte wütend an mir vorbei. Ich war wie versteinert, konnte nichts erwidern. Und von diesen Erlebnissen gibt es noch einige mehr. Das macht mich unendlich traurig und ich frage mich: "wohin soll uns das Alles noch führen?"

Doch meist genau in solchen Momenten begegnen mir plötzlich Menschen, persönlich, in der Arbeit oder am Telefon, die zu meist kurzen, aber wunderbar herzerwärmenden Begegnungen werden. Aus genau diesen Momenten schöpfe ich neuen Mut und Hoffnung. 

Letztendlich haben wir alle auf irgendeine Weise Angst, wollen verstanden und akzeptiert werden.

Dabei können zwischenmenschlicher Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft und Empathie so viel bewirken.

Ich selbst muss mich gerade mit großen Herausforderungen beschäftigen. Es gab einen Zeitpunkt vor 3 Wochen, an dem ich wirklich keinen Ausweg mehr sehen konnte. Meine Familie konnte mir nicht wirklich helfen. Alle haben versucht, mich mental aufzubauen und mich so zu unterstützen. Doch dann kam mir plötzlich ein Gedanke. Es war wie ein Zeichen. Nur eine Frage an einen lieben Menschen außerhalb meiner Familie und eine ganze Reihe an Hilfsangeboten kamen. Alles kam so in Bewegung. 

Wenn du denkst, du musst das allein schaffen, weil du überall, wo du um Hilfe gebeten hattest, abgewiesen wurdest, dann fühlst du dich ziemlich schnell allein. Und dann auf einmal eröffnen sich so viele Möglichkeiten. Ich hatte in den letzten 3 Wochen so wunderbare Gespräche und Telefonate. Ich sehe wieder Licht am Horizont. Und das verdanke ich einfühlsamen Menschen, die mir fachlich unglaublich wertvolle Ratschläge geben konnten. Ich bin unendlich dankbar!

Diese ganzen wundervollen Gespräche haben innerlich in mir sehr viel bewegt und in Gang gesetzt.

Ich habe so viel gelernt in den letzten Tagen, denke viel nach. Und ich habe erkannt, dass ich mich schon vor langer Zeit selbst vergessen habe. Wenn du gefragt wirst: "Wann hast du das letzt Mal etwas nur für dich getan?" Und du keine Antwort darauf geben kannst.......

Wenn du gefragt wirst: "Wenn du nicht über Zeit oder Geld nachdenken müsstest, welche deiner ganz persönlichen Ziele und Wünsche würdest du sofort angehen?" Und du hast auch hier keine Antwort, du weißt nämlich gar nicht mehr, was dir einmal so wichtig war, dass du dafür gebrannt hast. Ich hab es einfach vergessen, war nur noch im Funktionsmodus unterwegs. 

Ich denke sehr viel nach in den letzten Tagen, versuche Antworten zu finden. 

Wir hatten jetzt so viele schöne sonnige Herbsttage. Ich war viel draußen unterwegs. Habe die Farbenpracht und die Natur in mich aufgesaugt. Habe beobachtet, wie bunte Blätter zu Boden fallen.

L O S L A S S E N

Das ist es! So, wie die Natur im Herbst zur Ruhe kommt und die Blätter loslässt, so habe ich erkannt, dass ich genauso zur Ruhe kommen und alten seelischen Ballast und alte Denkweisen loslassen kann.

Die Natur erdet ungemein. Immer dann, wenn ich draußen unterwegs bin, fühlt sich Vieles auf einmal viel leichter an und Manches wird einfach unwichtig. Nur der Wald und ich, hier und jetzt, das tut soooooo gut!

Ich möchte mit meinen Gedanken hier auf gar keinen Fall negative Gefühle auslösen. Im Gegenteil. Ich möchte Dich dazu animieren, auch einmal in Dich hineinzulauschen. Bist Du Dir darüber bewusst, was Dein WARUM ist?

Und ich möchte Dich dazu animieren, trotz trübem Wetter einmal mehr rauszugehen in die Natur. Die Farben und die Ruhe auf Dich wirken zu lassen. Was ist wirklich wichtig? Die Antworten sind schon in Dir, denn eigentlich wissen wir genau, was richtig ist und was uns guttut. Aber wir können sie nicht finden, solange wir in Hektik und Stress gefangen sind, sondern nur, wenn wir zur Ruhe kommen. Vor allem innerlich.

Und wie schön ist es denn bitte, nach einem ausgedehnten Spaziergang wieder in Dein schönes warmes Zuhause zu kommen, Dich mit einer leckeren heißen Tasse Tee und einer Decke aufs Sofa zu kuscheln. Genieße es! Und ich drück Dir die Daumen, dass Du Deine Antworten findest.

Hab noch einen schönen und entspannten Sonntag.

Be Happy!

Deine Britta