Urlaub, Meer, Kaffee und ein großer Schreck
Urlaub !!!! Voller Vorfreude haben wir uns auf den Weg gemacht. An die Ostsee. Endlich ....... Zeit, nur für die Kinder und mich. Alles kann, aber nichts muss.......
Ok, getrübt wurde unsere Vorfreude etwas durch die Wettervorhersage. Es war schon vorher klar, das wird definitiv kein Badeurlaub. Aber davon lassen wir uns ja nicht die Laune verderben. Trotzdem können wir viel unternehmen, draußen sein. Wir packen eben Kleidung für alle Wetterlagen ein.
Gut, einen Wintermantel haben wir nicht dabei. Zwischenzeitlich hätte man den tatsächlich gebrauchen können. Aber dazu später mehr.
Am Urlaubsort angekommen, erwartete uns eine wirklich grandiose Unterkunft. Alles so, wie bei der Online-Buchung beschrieben und sogar noch besser. Man kann ja auch Pech haben. Also war bei uns die Begeisterung groß. Die Bemerkung der Kids: "Alles klar, hier ziehen wir ein!". Aber auch ich war schwer beeindruckt. Wir versorgen uns selbst, das war uns wichtig, denn so sind wir zeitlich komplett unabhängig.
Wir haben unsere Sachen untergebracht, die Erstversorgung an Lebensmitteln hatten wir auch dabei, also konnten wir etwas Leckeres essen und dann ging´s raus. Wie gut, dass wir wärmere Kleidung dabei haben. Am Meer ist es ja immer windig. Doch hier ist derzeit Sturm, das behaupten sogar die Einheimischen und auch der Wetterbericht. Im Ort war alles erträglich, nur zum Strand konnten wir leider nicht gleich. Somit stand der Plan für den nächsten Tag.
Nach einem etwas späteren Frühstück gab´s kein Halten mehr. Wetterfeste Sachen an und raus an´s Wasser. Immer noch Sturm! Bis zur Düne alles gut, als wir drüber kamen, hat uns der starke Wind beinahe flach gelegt. Ok, Strandspaziergang adé. Mühevoll kämpften wir uns zu einer kleinen Einbuchtung in der Düne, um nicht mehr mitten im Wind zu stehen. Aber es gab nur geringe "Linderung". Nein, wir gehen jetzt nicht gleich wieder. Wir halten durch! Schließlich sind wir nicht aus Zucker! Also trotzten wir den Naturgewalten bei zwar strahlendem Sonnenschein, aber einer realen Lufttemperatur von 15 °C, die sich aber durch den eisigen, heftigen Wind wie mindestens -95 Grad anfühlten. Knapp 2 Stunden haben wir durchgehalten und sogar eine kleine Kleckerburg gebaut. Dann waren wir so durchgefroren, dass wir in unserer Unterkunft erstmal bei heißem Tee und in Decken gekuschelt auftauen mussten. Trotzdem hatten wir riesen Spaß! Und die Nase so derart in diesen klaren, kalten Wind zu halten, tat unfassbar gut. Alle blöden Gedanken im Kopf waren ausgelüftet und weggeblasen.
Bis der Regen dazu kam .........
Wenn es waagerecht rechnet, hat man nicht wirklich eine Chance, auch nur halbwegs trocken zu bleiben. Es sei denn, man hat sich bei den Hochseefischern ein paar Gummi-Anzüge stibitzt.
Also waren wir an den nächsten 2 Tagen überwiegend dazu verdonnert, drinnen zu bleiben. Und hier kommt meine Erfahrung aus diesen 2 echt harten Tagen, die ich mit Euch teilen möchte.
Also .......
Anfangs ist alles noch ganz einfach. Wir haben ja Spiele mit, Bücher und ...... ja, auch bei uns kamen so die Handys ausgiebiger zum Einsatz. Bei den Kids zum Spielen und ich war ungewohnt oft auf den verschiedenen Social Media-Plattformen unterwegs. Ich habe mir seit ewigen Zeiten mal wieder eine Zeitschrift zum Schmökern gekauft, habe meine Hörbücher gehört, auch Podcasts - ich liebe Podcasts - und habe mir zusätzliche Notizen für mein Buch gemacht, das ich hier in den nächsten Tagen beginnen werde zu schreiben. Das Grundkonzept steht ja schon und recherchiert hab ich auch. Also kann es jetzt los gehen.
Doch immer mehr kam Langeweile und schlechte Laune auf. Gar nicht bei den Kindern, sondern eher bei mir. Zum Einen bin ich ein Draußen-Mensch, mir fällt schnell die Decke auf den Kopf. Zum Anderen bin ich es einfach nicht gewöhnt, soooooooo viel Zeit zu haben.
Und jetzt kommt das, was vermutlich jeder von uns kennt. Wir sind so fest in unserem Alltag gefangen, dass wir überhaupt nicht mehr damit umgehen können, wenn wir tatsächlich einfach mal Zeit haben. Immer wünschen wir uns das. Ich auch! Und dann haben wir sie ....... und jetzt???
Dazu noch Gedanken, wie "wir müssen doch etwas unternehmen, schließlich sind wir im Urlaub". Ihr wisst bestimmt, was ich meine. Ich war grantig und habe mich noch dazu darüber geärgert, dass ich grantig bin. Und dann ....... peng, wie aus dem Nichts der Shift. Gar nichts müssen wir! Und wenn das Wetter sagt, hey, heute habt ihr mal nichts draußen zu suchen, dann ist das so. Also hab ich mich drauf eingelassen. Mich mental zurück gelehnt. Zu Hause würde ich mir jetzt vermutlich irgend eine Beschäftigung suchen. Aufräumen, irgend etwas putzen, Papiere sortieren. Hier bin ich dazu verdonnert, die freie Zeit einfach nur zu genießen. Und jetzt, mit dieser neuen Einstellung, ist es ein echt toller Urlaub. Trotz des wirklich miesen Wetters.
Könnt Ihr das? Und wenn es nur 30 Minuten sind, die Ihr Zeit habt, ich meine so richtige Freizeit. Einfach mal nichts tun? Nur im Moment sein? Ich hab das hier gelernt. Will das auch weiter versuchen, wenn wir wieder zu Hause sind. So ist dann erstmal Ruhe eingekehrt, bis der nächste Schrecken über mich hereinbrach ..........
Morgens, Tag 4, gut geschlafen, gute Laune. Aufgestanden, bereit für einen neuen tollen Tag. Handy einschalten. Boah ........ Whatsapp explodiert. Kurze Fetzen-Nachrichten. Mein großer Sohn hatte auf dem Weg zur Arbeit einen Unfall. Er war mit seinem Fahrrad unterwegs. Kurz vor der Firma wird er von einem Pkw regelrecht umgemäht. Er schreibt nur "Fahrrad kaputt" und "mir geht es gut". Ich lese "mir geht´s nicht gut". Ich laufe herum, wie ein Tiger im Käfig. Kann nicht hin. Kann nicht nach dem Rechten sehen. Bin völlig durcheinander. Ein paar Nachrichten hin und her, dann realisiere ich erst, dass ihm zum Glück nichts Schlimmeres passiert ist. Das Fahrrad ist Schrott, hat alles abgefangen. Ihn hat es durch die Wucht vom Radweg auf die Fahrbahn geschleudert. Er hatte so viel Glück. Nichts gebrochen, die Rippen und die Schulter geprellt, die Bänder im Knie überdehnt und der Helm hat den Kopf beim Aufprall souverän geschützt.
Warum erzähle ich Euch davon? Mir gehen seitdem viele Gedanken durch den Kopf. Auch das war letztendlich ein Glücksmoment. Keine wirklich schlimmen Verletzungen. Wäre auf der Straße just in diesem Moment, in dem er auf die Fahrbahn geschleudert wurde, ein Fahrzeug gekommen und hätte ihn überrollt. Wäre nicht das Fahrrad beim Aufprall getroffen worden, sondern sein Bein, es wäre vermutlich gebrochen. Er ist mit Blessuren davon gekommen, die bald abheilen werden. Sein Kopf braucht da deutlich länger, um die ganze Situation zu verarbeiten. Genau wie meiner.
So schnell kann es gehen, von einer Sekunde auf die nächste. Ohne dass wir wirklich Einfluss darauf haben. Wir leben ganz oft so, als hätten wir unendlich Zeit. Als wäre unser Dasein nicht begrenzt. Auch ich muss mich immer wieder daran erinnern, was WIRKLICH wichtig ist im Leben. Oft ärgern wir uns über absolute Nichtigkeiten und vergeuden so unsere wertvolle Zeit. Oder hängen mit dem Kopf unentwegt in der Zukunft. Wenn ........ dann. Wenn ich erst den Führerschein habe, die Ausbildung, das Haus, dieses Auto, in dieses oder jenes Land gereist bin, dann bin ich glücklich und zufrieden. Mag sein, dass es sich kurzzeitig so anfühlt. Aber ganz oft ist es doch so, wir erfreuen uns kurz an dem Neuen, dann ist es schon selbstverständlich und wir suchen uns das nächste Ziel.
Stellt Euch einfach immer wieder die Frage: Ist das jetzt wirklich wirklich wichtig?
Und genau deshalb habe ich mir heute den nächsten Glücksmoment selbst geschenkt.......
KAFFEE !!!!!! Inzwischen wisst Ihr, ich liebe eine gute Tasse Kaffee. Und was ich immer schon einmal machen wollte, ist mir heute ganz zufällig vor die Nase gehopst. Eine Kaffee-Rösterei! Eine Rösterei wollte ich mir schon immer einmal ansehen und ganz viel über meine "heiße Liebe" erfahren. Ursprünglich skeptisch, dass die Kinder quengeln könnten, habe ich mich dann tatsächlich dazu entschieden. Die Freude der Kids darüber hielt sich, wie erwartet, stark in Grenzen. Aber wir hatten dann die Übereinkunft: zuerst einen Ausflug für das Jungvolk und dann ist Mama dran. Hat super funktioniert.
Ich freue mich, wie ein kleines Kind. Als ich die Tür zur Rösterei öffne, bin ich so gespannt, als würde gleich der Weihnachtsmann auftauchen. OOooohhh, dieser Duft !!!! Wenn ich Euch den nur hier rein packen könnte. Alle Räume waren von Schwaden geröteten Kaffee´s durchzogen. Das muss das Paradies sein! Wir sind im Verkaufsraum, eine unglaublich nette Dame kommt lächelnd auf mich zu. Ich sage zu ihr, dass ich ganz viel über Kaffee lernen möchte. Und sie plaudert sofort drauf los. Bereit, mir die interessante Welt dieses edlen Getränks vor die Füße zu legen. Ich lausche gespannt, versuche, so viele Informationen aufzusaugen und abzuspeichern, wie irgend möglich.
Leider ist eine Führung und Verkostung nicht möglich. Dazu müsste man sich einige Zeit vorher anmelden, da diese Führungen in den Produktionsablauf eingepasst werden müssen. Trotzdem war es für mich ein riesengroßes Highlight.
Natürlich habe ich mir auch Kaffee mitgenommen aus der großen Vielfalt von "@Bracks Gourmet-Rösterei" aus Admannshagen-Bargeshagen (unbezahlte Werbung, da Namensnennung aus Überzeugung). Da ich nun gelernt habe, wie man sich auch im Urlaub mit einfachem Equipment einen richtig guten Kaffee zubereiten kann, wollte ich das auch gleich ausprobieren. Und .........
Ich war hin und weg. Ich wusste gar nicht, dass man schon bei der Zubereitung so viele Fehler machen kann. Demnach habe ich meinen Kaffee bisher immer eher zerstört, als genussvoll zubereitet.
Ich verspreche mir selbst ....... ich besuche zeitnah unsere heimische Rösterei zu Hause relativ in der Nähe bei einer Betriebsführung und irgendwann mache ich eine Ausbildung zum Barista.
Ich merke, ich hab mich mal wieder ganz schön verplauscht. Wenn Ihr tatsächlich bis hierhin durchgehalten habt, danke ich Euch von Herzen. Ich hoffe, ich konnte Euch mit meinen Learnings und Erfahrungen wieder ein wenig inspirieren. Und denkt bitte immer an die Frage:
Ist das gerade wirklich wirklich wichtig?
Damit wünsche ich Euch bis zum nächsten Mal eine entspannte Zeit voll großer und kleiner Glücksmomente. Bleibt gelassen!
Be Happy!
Eure Britta
Kommentare
Kommentar veröffentlichen