Selbstliebe
Im letzten Post habe ich darüber geschrieben, dass ich durch all die neuen Lebensumstände ein neues Zeitmanagement für mich finden möchte. Daran habe ich in der vergangenen Woche konstant gearbeitet. Dann hat mich eine Erkältung wirklich eiskalt von einem Tag auf den anderen erwischt. Aber anstatt dem Körper jetzt wenigstens nach Feierabend die Ruhe zu geben, die er braucht, hab ich einfach weiter gemacht. Zum Glück kann ich mich hier inzwischen sehr gut darauf verlassen, dass mein Körper mir deutliche Signale schickt. Zum einen tauchen die richtigen Gedanken auf, aber wenn das noch nicht reicht, versucht er mir eben eine Auszeit zu verschaffen ....... diesmal in Form einer Erkältung (dass Stess die Immunabwehr erheblich herabsetzt, ist ja allgemein bekannt).
Da ich ein Mensch bin, der Krankheit eigentlich nicht kennt - denn wenn hier zu Hause schon alles durch irgendwelche Viren oder Bakterien flach liegt, bin ich noch immer als "Krankenschwester" unterwegs und bleibe schlussendlich auch tatsächlich verschont, so als Fels in der Brandung - hat mich diese Situation jetzt doch direkt dazu gebracht, einmal mental stehen zu bleiben. Einen Schritt zurück treten und die Lage beurteilen, so objektiv wie möglich.
Was ist hier schief gelaufen? Dass buchstäbliche Licht in puncto Zeitmanagement war mir doch schon aufgegangen. Gestern Abend hab ich mir dann endlich die Zeit dazu genommen, mich nach sehr langer Zeit wieder mit mir selbst zu beschäftigen. Was wirft mich momentan so aus der Bahn? Es ist nicht nur der vermeintliche Zeitmangel.
Wenn man sinnbildlich einfach mal einen Schritt zurück tritt und seine derzeitige Lebenssituation so neutral wie möglich mit Abstand betrachtet, wird einem sehr schnell bewusst, was hier eigentlich schief läuft. Probiert es gern einmal selbst aus. Das ist nichts Spirituelles. Ein ruhiges Plätzchen, am besten die Augen schließen, einmal tief durchatmen, in sich hinein horchen und sich die folgenden Fragen stellen:
- Was ist wirklich wichtig in meinem Leben?
- Was sind meine Werte?
- Wie wichtig bin ich mir selbst?
Ganz oft kümmern wir uns nämlich um alles und jeden anderen und vergessen uns dabei selbst. Versteht mich nicht falsch, das hat nichts mit Egoismus zu tun (darüber hatte ich auch schon einmal in einem früheren Post geschrieben). Ein Egoist stellt sich selbst auf ein Podest über alles. Das hat nichts mit Selbstliebe zu tun. Selbstliebe bedeutet, ganz mit sich selbst verbunden zu sein, quasi in Harmonie, im "Reinen". Glücklich und zufrieden. Und nur dann seid Ihr in der Lage, aus vollem Herzen auch für andere da zu sein, zu helfen und zu unterstützen. Dann könnt Ihr mit Leidenschaft geben. Ihr werdet es selbst merken, Ihr seid dann in einer ganz anderen, viel positiveren Energie.
Ich gebe ehrlich zu, dieses Zitat wurde von vielen Menschen schon so oft geteilt. Aber in diesen wenigen Zeilen steckt tatsächlich so viel Weisheit, dass auch ich es heute mit Euch teilen möchte.
Wie liebt man sich denn nun selbst? Das ist gar nicht so einfach und klappt auch nicht sofort. Es ist ein Weg, eine Entwicklung. Aber es lohnt sich, das Ergebnis ist Glück!
Zum Beispiel sind da bei vielen überschüssige Pfunde (ob das nun tatsächlich stimmt oder nur die Ansicht desjenigen ist), der Eine fühlt sich zu groß, der Andere zu klein, die Haut ist zu schlaff, die Zähne stehen nicht in Reih und Glied, wieder ein Anderer fühlt sich als Versager, weil Disziplin und Durchhaltevermögen fehlen, der Nächste meint, er wäre nicht klug genug und wieder ein Anderer denkt, seine Langsamkeit wäre eine große Schwäche. Die Liste könnte ich unendlich weiter führen.
Und das alles soll man nun auf einmal lieben?
Das funktioniert natürlich nicht. Meiner Meinung nach sollten wir den Anfang damit machen, dass wir unsere vermeintlichen Fehler oder Schwächen erst einmal einfach nur annehmen, sie einfach da sein lassen, anstatt sie zu verteufeln. Fakt ist: kein Körper und kein Mensch ist perfekt! Definitiv!
Jemand mit optisch makellosem Äußeren hat meist innere Schwächen. Und die Äußerlichkeiten ....... hey, wir sind alle Unikate! Jeden von uns gibt es nur ein einziges Mal. Das muss man sich vor Augen führen. Welch ein Glück hatten wir denn bitteschön, dass ausgerechnet wir geboren werden konnten, dass unsere Eltern sich überhaupt dazu entschlossen haben, Kinder zu bekommen. Das ist schon der erste Punkt. Schon, wenn sie sich gegen Kinder entschieden hätten, gäbe es uns überhaupt nicht. Und dann, dass ausgerechnet dieser Zeitpunkt für die Zeugung der "Richtige" war, so dass genau wir uns daraus entwickeln und auf die Welt kommen konnten. Wir haben nur dieses eine Leben und wir haben auch nur diesen einen Körper. Wir bekommen nicht einfach einen Neuen, nur weil er uns nicht mehr gefällt oder weil wir ihn kaputt gemacht haben im Laufe der Zeit durch falsche Lebensführung.
Wenn einem das erstmal bewusst wird, ist eine gute Basis geschaffen, um dann an der Selbstliebe zu arbeiten. Wenn wir erkannt haben, was uns hier für ein Wunderwerk 24/7 zur Verfügung steht und für uns da ist. Immer!
Kinder würden nie an sich selbst und ihrem Körper zweifeln. Das wurde manchen schon im Kindergarten, spätestens aber in der Schule und schlussendlich durch die Medien im Laufe des Lebens beigebracht. Dass wir nicht richtig sind, zu dumm, zu groß oder zu dick, weil wir im Sportunterricht einfach nicht an dieser blöden Stange hochklettern können. Ich zum Beispiel war nie grazil, Gymnastik und Bodenturnen, Stufenbarren ...... das war nicht mein Ding. Mir wurde immer erklärt, dass ich das können muss. Meine Stärke war aber die Leichtathletik. Alles, was mit Kraft und Ausdauer zu tun hatte. Aber das wurde während meiner Schulzeit nie sonderlich gewürdigt. Später war ich dann aber eine gute Fechterin, Handballerin und Läuferin. Wir wurden in Maßstäbe gepresst, in die sich aber nun mal ein "Unikat" einfach nicht pressen lässt. Das muss Spuren hinterlassen. Irgendwann glauben wir, was uns da erzählt wird. Zum Glück wird nicht nur mir, sondern auch immer mehr anderen Menschen genau das bewusst.
Und genau dann können wir damit beginnen, wieder Selbstliebe zu lernen. So, wie es für uns als Kinder noch ganz selbstverständlich war.
Annehmen, was da ist. Ich muss sagen, mir hat sehr geholfen, mich einmal ganz bewusst im Spiegel anzusehen. Ich meine nicht, wenn man sich für die Arbeit fertig macht oder schaut, ob die Kleidung gut sitzt. Nein, einmal wirklich richtig bewusst. Das ist mir echt schwer gefallen, mir selbst tief in die Augen zu sehen und dann von Kopf bis Fuß an mir herunter zu schauen. Ich habe mich ganz ehrlich gefragt, ob meine vermeintlichen Makel nur auf der Sichtweise von anderen beruhen, mir also eingeredet wurden oder ob das tatsächlich meine Meinung ist. Ich habe festgestellt, dass mir viele tatsächlich eingeredet wurden. Das gab eine unglaubliche Wende in meiner Einstellung zu mir selbst. Eine riesen Erkenntnis! Aber da gibt es auch noch andere "Mängel". Und diese, die ich immer als hässlich empfunden und versteckt habe, habe ich mir alle selbst zugefügt. Auch das war eine grandiose Erkenntnis, an der ich aber eine ganze Weile zu kauen hatte. Wenn Du zurück schaust und merkst, dass Du mit Deiner Lebensweise Deinen Körper buchstäblich geschunden hast. Das macht zuerst einmal sehr traurig und bringt Dir Mitgefühl für Deinen Körper. Aber dann kommt Demut und eine große Dankbarkeit, dass dieser Körper nicht aufgegeben hat, sondern immer noch versucht, so gut wie irgend möglich für Dich zu funktionieren.
Das war vor ungefähr einem Jahr..........
Seitdem bin ich kontinuierlich auf dem Weg zu mir selbst. Natürlich bin auch ich nicht jeden Tag im absoluten Gleichgewicht. Das Leben sorgt schon dafür, dass wir immer mal wieder einen Schuss vor den Bug bekommen. Aber auch an diesen Herausforderungen wachsen wir. Wichtig ist nur, dass wir uns auch dann immer wieder auf uns selbst besinnen, uns nicht vergessen oder aufgeben.
So, wie es mir gestern Abend gelungen ist. Ich habe mir wieder vor Augen geführt, was mir wichtig ist, wofür mein Herz brennt und für welche Werte ich stehe. Schon allein das kippt die innere Haltung in eine positive Richtung. Nun heißt es dran bleiben. Und mit dieser positiven Einstellung gewinne ich auch eine völlig neue Sichtweise auf das Thema "Zeit". Somit stehen die Chancen richtig gut, für die neuen Lebensumstände auch das passende Zeitmanagement zu finden.
Fakt ist: Du bist gut, so wie Du bist! Und Du bist etwas ganz Besonderes!
In diesem Sinne wünsche ich Euch einen wundervollen Sonntag! Tut Euch etwas Gutes, verwöhnt Euch! Ihr habt es verdient!!!
Be happy,
Eure Britta.
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