Zeit für mich
In der vergangenen Woche habe ich viel nachgedacht. Ich habe einen Anflug von Unzufriedenheit festgestellt und war mir absolut unsicher, wo die Ursache liegt. Es fehlte lediglich der Schlüsselmoment, bei dem einem das buchstäbliche Licht aufgeht. Aber zuerst schildere ich einmal genauer, was mich beschäftigt hat.
Wie Ihr ja aus meinen bisherigen Posts entnehmen könnt, macht mir mein neuer Job nach wie vor sehr großen Spaß. Ich fühle mich gefordert, habe viel Abwechslung und kann kreativ sein. Lediglich flexibel bin ich nicht mehr mit meiner Zeit, bedingt durch die festen Arbeitszeiten. Das war natürlich bei meiner Selbständigkeit anders. Aber daran gewöhnt man sich.
Die familiäre Situation hat sich gut angepasst, die alltäglichen Aufgaben sind neu aufgeteilt, jeder hilft mit. Oma und Opa unterstützen tatkräftig, was auch eine erhebliche Erleichterung ist. Ich verdiene wieder regelmäßiges Geld ...............
Eigentlich müsste ich rundum zufrieden sein. Was also macht mich unzufrieden?
Es ist meine "Ich-Zeit", die mir fehlt. Momente, in denen ich nur für mich sein und dem nachgehen kann, was mir Spaß, Erholung und Erfüllung bringt. Also habe ich mich zuerst damit beschäftigt, wie ich mir wieder Freiräume schaffen kann. Auch wenn sie nicht groß sind, aber sie sind nur für mich. So hab ich also den gesamten Familien- und Arbeitsplan einmal gründlich überdacht und versucht, sogenannte Zeitinseln für mich einzubauen.
Diese Inseln kann ich wunderbar an den Wochenenden einbauen und an meinen beiden kurzen Arbeitstagen jeder Woche, bevor die Kinder aus der Schule nach Hause kommen.
Dann kam die Überlegung, wofür schaffe ich mir meine Inseln? Was ist mir wichtig? Was möchte ich für mich tun? Wofür brenne ich?
Und genau diese Fragen kamen durch den besagten Schlüsselmoment. Ein Gespräch mit meinem großen Sohn, der sich gerade, bedingt durch ein duales Studium neben der Arbeit, den gleichen Herausforderungen stellt, wie ich. Zeitmangel.
Ich habe für mich festgestellt, dass dieser vermeintliche Zeitmangel nur ein Grund für meine Unzufriedenheit ist, noch dazu eigentlich relativ leicht zu beheben. Wenn man sich einmal intensiv mit dem Thema Zeitmanagement beschäftigt, weiß man, dass wir oft genügend Zeit zur Verfügung haben, sie aber einfach nur falsch nutzen, ja teilweise sogar sinnlos vertüdeln. Ohne, dass uns das bewusst ist.
Nein, das war aber nicht die Hauptursache, wie sich herausstellte. Die wirkliche Ursache, weshalb ich unzufrieden bin, ist eine ganz andere.
Über all die Jahre, in denen ich mich zu 100% in die Familie und dann auch 7 Jahre lang in meine Selbständigkeit eingebracht habe, habe ich meine eigenen Ziele und Träume vergessen. Sie sind so weit in den Hintergrund gerückt, dass ich mich nur dunkel erinnern kann, wohin ich mich in meinem Leben eigentlich einmal bewegen wollte. Diese Erkenntnis könnte jetzt eigentlich ziemlich unglücklich machen. Aber mich nicht, im Gegenteil. Ich bin froh und dankbar für diese Erkenntnis. Jetzt habe ich etwas in der Hand, womit ich konkret arbeiten kann. Ich werde in der nächsten Zeit sehr oft in mich gehen und einmal lauschen, was da ist, das mich glücklich machen wird. Wenn ich das herausgefunden, meine Interessen, Wünsche und Ziele neu sortiert habe, dann kann ich meinen Fokus neu setzen und dann weiß ich auch, wofür ich mir Freiräume wünsche und schaffen werde.
Und ich weiß, dass da so Einiges darauf wartet, endlich wieder entdeckt zu werden. Wenn ich so zurück denke an die Zeit, als die Pubertät längst vorüber war, so mit Anfang/Mitte 20, was hatte ich da für große Pläne für die Zukunft. Wie so oft im Leben kam es anders. Auch das wäre noch kein Grund gewesen, mit meinen Träumen zu hadern. Erst, als ich mich selbst komplett aufgegeben und nur noch für die Familie existiert habe, wurden diese Träume begraben. Ich hab das nicht bemerkt, so ein Prozess verläuft schleichend. Ich möchte auch niemand anderem die Schuld dafür geben. Denn den Ausschlag gab letztlich meine Einstellung zu den Dingen. Hilfe und Unterstützung hätte ich jederzeit haben können, aber ich wollte mich lieber um alles selbst kümmern. Andere konnten es mir nur schwer recht machen. Zu dieser Zeit war ich noch besessen von einem Hang zum Perfektionismus. Die Gehirnwäsche durch die Medien hatte prima funktioniert. Überall wurde vermittelt, wie die perfekten Eltern zu sein haben und wie die perfekten Kinder.
Ich kann Euch aus eigener Erfahrung sagen, dass ist kompletter Bullshit ! Jeder Mensch, somit auch jeder Erwachsene und jedes Kind, ist ein Unikat, ein wundervolles Einzelstück, das sich durch Nichts und Niemanden in eine Schablone pressen lässt. Durch externe Einflüsse und unendliche Ratgeber verliert man komplett die Gabe, auf seine Intuition zu hören, wird ängstlich und unsicher. So auch ich.
Ändern konnte ich diesen Umstand erst, als mich unsere damalige Kinderärztin einmal so richtig "auf den Pott" gesetzt hat. Von dem Zeitpunkt an, war ich wieder hellwach. Die äußeren Einflüsse konnten mich nun nicht mehr verunsichern. Und wenn wir wirklich professionelle Hilfe und Unterstützung brauchen sollten, dann haben wir genügend Anlaufstellen zur Verfügung.
Geblieben ist mir der Perfektionismus. Aber auch daran arbeite ich und habe wirklich schon beachtliche Erfolge erzielt. Ich habe gelernt, dass ein bisschen gesunder Egoismus, mir trotz stressiger Lebenssituationen ein glückliches Leben beschert. Und so werde ich auch das "Warum" und das "Wie" in meinem Leben wieder finden.
Ich erzähle Euch meine Geschichte, weil ich Euch zeigen möchte, wie wichtig es ist, bei Unzufriedenheit nicht vor sich hin zu muffeln, sondern einfach mal stehen zu bleiben, in sich hinein zu hören und zu entdecken, wie viel dort an Talenten und Fähigkeiten schlummern, die an die Oberfläche gebracht werden wollen. Es macht durchaus Sinn, von Zeit zu Zeit einmal einen Check In zu machen. Gönnt Euch ein paar schöne Momente, so kommt Ihr am ehesten zur Ruhe und könnt Euch einmal intensiv mit Euch selbst beschäftigen.
Wie sich die Dinge bei mir entwickeln werden, denn erste Erkenntnisse habe ich schon gewonnen, ............ ich werden Euch auf dem Laufenden halten.
Ich wünsche Euch von Herzen einen ganz wundervollen und auch heute wieder sehr sonnigen Sonntag!
Be happy,
Eure Britta.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen